Geschichte

Ältestes Grab

Wenn man den Eingang des Friedhofes bei der alten Kapelle nimmt und sich dann gleich nach rechts wendet, gelangt man zum ältesten noch erhaltenen Grab des Friedhofes. Das von der Kulturgemeinschaft Tornesch gepflegte Grab liegt auf der linken Seite des Weges, direkt gegenüber vom anonymen Gräberfeld. Auf einer alten Glasplatte, die den Grabstein ziert, sind die Namen von Hinrich Riedeman (1864-1910) und seiner Frau Anna Maria Kölln, geb. Hatje, verw. Riedemann (1869-1950) zu lesen.

Totengräber, Friedhofsgärtner bzw. Verwalter

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Grabstelle von Hinrich Riedemann, gest. am 11.2.1910, und seiner Frau Anna Maria.
Foto: Annette Schlappkohl

Erster Totengräber des Friedhofes wurde Gemeindediener Jürgen Riedemann aus Esingen gegen einen Jahreslohn von 100 Mark und entsprechende Gebühren. Im März 1915 wurde für den zum Kriegsdienst einberufenen Riedemann der Friedhofsgärtner Christian Krohn eingestellt. Dieser übergab den Dienst 1931 an den damaligen Vorsitzenden des TuS Esingen, Wilhelm Heitmann. Das Amt blieb in der Familie. Nachfolger als Verwalter des Friedhofes wurde Schwiegersohn Ernst-Heinrich Hagemann von 1957 bis 1986 und dann dessen Schwiegersohn Günter Brockmann bis April 2005. Danach ging die Verwaltung des Friedhofes in den neu gegründeten ev. luth. Kirchengemeindeverband Friedhofswesen Uetersen-Tornesch über. Träger des Verbandes sind die Kirchengemeinde Uetersen am Kloster und die Kirchengemeinde Tornesch.

Alte Friedhofskapelle

Dieser ansehnliche kleine Backsteinbau wurde durch den Ahrenloher Zimmermeister Wilhelm Hagen (1853-1924) im Jahr 1909 ausgeführt. Er diente als Geräteschuppen und bei Beerdigungen als Kapelle. Bis 1952 war die kleine Kapelle am ehemaligen Haupteingang des Friedhofes der einzige feste Bau auf dem Friedhofsgelände. In der Kirchenchronik heißt es: „Er konnte den Sarg bergen und einige Anverwandte. Die Gemeinde stand draußen vor der Tür in Wind und Wetter. Sie konnte kaum Andacht aufbringen.“ 1952 wurde diesem Übelstand abgeholfen mit dem Bau der großen Friedhofskapelle für bis zu 150 Personen, die 1983 noch einmal erweitert wurde.

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Läuten bei Beerdigungen bis 1952

Wenn auf dem Tornescher Friedhof Beerdigungen vorgenommen wurden (bis zum Bau der Kapelle 1952), wurde die Glocke auf dem Schulgebäude in Esingen geläutet, sobald sich die Trauergesellschaft von der alten Kapelle zum Grab auf den Weg gemacht hat. Um bei der Esinger Schule zu wissen, wann geläutet werden musste, wurde auf dem Friedhof durch eine Fahne ein Zeichen gegeben Richtung Schule. Die Gegend war noch unbebaut. Vom Schulgebäude oben konnte man sehen, wann die Fahne geschwenkt wurde und der zuständige Kirchendiener läutete.

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Auf der Esinger Schule erkennt man gut auf dem Kirchenteil die Glocke. Sie wurde auch bei Beerdigungen geläutet, nachdem ein Zeichen vom Friedhof her gegeben worden war.
Foto: Archiv Kulturgemeinschaft.

Wall mit historischen Steinen

2009 wurde hinter der alten Kapelle ein Wall mit historischen Grabsteinen angelegt. Einige alte Grab­steine, deren Laufzeit abgelaufen ist und die ansonsten verschwinden würden, können so erhalten werden. Der Tornescher Friedhof weist kaum besonders künstlerisch gestaltete und deswegen erhaltenswerte Grabmale auf. Kriterien für die Auswahl hier vor Ort sind Grabsteine, die für eine besondere Epoche stehen, Grabsteine, die an bekannte oder besondere Persönlichkeiten erinnern und als Zeitdokument einige Grabsteine, die besondere Textzusätze erhalten. Unterhalten wird der Wall in der Pflege und Anlage von der Kulturgemeinschaft Tornesch und der örtlichen Ernst Martin Groth-Stiftung, unterstützt von dem ev.-luth. Kirchengemeindeverband Uetersen-Tornesch.

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Der 2009 angelegte Wall mit historischen Grabsteinen und einer Schautafel befindet sich hinter der alten Kapelle.
Foto: Annette Schlapkohl.

Erinnerungsdenkmal für die Gefallenen beider Weltkriege

Die toten Soldaten des Ersten Weltkrieges sind auf den Schlachtfeldern geblieben oder am Ort ihres Todes beerdigt worden, nach Tornesch wurde fast niemand überführt. Um einen Ort der Erinnerung zu schaffen, wurde eine Gedächtnisstätte auf dem Friedhof geschaffen. Die 1921 eingeweihte Anlage war von dem bekannten Lübecker Gartenbauarchitekten Harry Maasz entworfen worden, der zu den bedeutendsten Gartenbautheoretikern des 20. Jahrhunderts zählt. Jeder der über 80 Gefallenen des Ersten Weltkriegs erhielt einen kleinen schlichten Gedenkstein mit Name, Tag des Todes und Frontabschnitt. Die früher übliche Bezeichnung der Charge des Soldaten fiel in dem Entwurf von Maasz weg, der Rang des Soldaten sollte vor dem Tode gleichgültig sein. Die Anlage überragte ein Steinkreuz mit der von Pastor Jansen vorgeschlagenen deutschnationalen patriotischen Aufschrift: „Wer den Tod im heiligen Kampfe fand, ruht auch in fremder Erde im Vaterland“.

Diese geschlossene Anlage wurde bei der Erweiterung des Friedhofes nach 1947 für die Anlage neuer Grabfelder entfernt und  umgesetzt. Heute erinnert die Aufschrift „Unseren Opfern der Weltkriege 1914-1918, 1939-1945“ an die Kriegsopfer. Eine namentliche Erfassung der toten Soldaten des Zweiten Weltkriegs auf einem Granitblock erfolgte im Jahr 2006 durch Spende der Esinger Ernst Martin Groth-Stiftung.

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100 Jahre Friedhof Tornesch

Im Jahr 1909 feierte der Tornescher Friedhof seinen einhundertsten Geburtstag. Er wurde auf einem Teil des ehemaligen Geländes des Tornescher Hofes errichtet. Später erfolgten Erweiterungen. Die alte Friedhofskapelle von 1909 ist noch erhalten. Am Ende der Hauptachse des alten Einganges bei der alten Kapelle steht das Erinnerungsdenkmal für die Gefallenen beider Weltkriege. Ein besonderer Erinnerungsstein – das Bombenopfergrab – erinnert an Kriegstote der Zivilbevölkerung, die in den letzten Kriegswochen im April 1945 starben. Sie sind in einem Massengrab beerdigt.

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Die bei einem Bombenabwurf im Hasweg und bei Tieffliegerangriffen umgekommenen Menschen stammten zum großen Teil nicht aus Tornesch. Foto: Annette Schlapkohl.

Dieses Bombenopfergrab mit zehn Toten befindet sich linkerhand des breiten auf die große Friedhofskapelle zugehenden Hauptweges.

Die erste Friedhofsordnung wurde vom Kirchenvorstand im Oktober 1909 erlassen. Bei den Grabstellen unterschied man Reihengräber und Erbbegräbnisse, die im Familienbesitz verblieben. Reihengräber wurden den Gemeindegliedern für die Verwesungsfrist unentgeltlich überlassen. Erbbegräbnisse wurden verkauft. 1 oder 2 Gräber kosteten 30 Mark, 3 Gräber 60 Mark, 4 Gräber und jedes weitere Grab 90 Mark. Die Ruhezeit betrug damals 30 Jahre.

Die Friedhofsordnung enthielt die  Bestimmungen: „die Nutzung des Grases steht dem Totengräber zu, er darf aber keine Tiere dort grasen lassen“ und „das Betreten des Friedhofes ist nur in anständiger Kleidung gestattet, Kindern nur in Begleitung Erwachsener. Zigarren sind verboten.“

Im ältesten Teil des Friedhofes, zwischen der alten Kapelle und der Gedächtnisstätte für die Opfer der Weltkriege, liegen noch einige besonders gestaltete große Familiengrabanlagen.

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Familiengrab Kleinwort Nissen Foto: Annette Schlapkohl
Familiengrab Sander Foto: Annette Schlapkohl

Mit dem Bevölkerungsanstieg nach 1945 – Tornesch war durch die Anzahl der Flüchtlinge und Vertriebenen stark angewachsen – wurde der Friedhof zu klein und musste erweitert werden, zuerst im Jahr 1947 um 3 ha. Der erweiterte Teil erhielt eine Hauptachse Richtung Kapellenneubau 1952.  

Text: Annette Schlapkohl